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Gemeinschaftsprojekt "Wassertexte – Wasserfotos" – Seite 3



Fotomotive und Texte:
016 – 023



Foto von Heinz Haberl
Mit Text von
• Christine Dorn

Foto von Dieter Bergmann
Mit Texten von
• Carmen Kraus
• Kathinka Reusswig
• Inga Lücke

Foto von Dieter Bergmann
Mit Texten von
• Rosi Boenisch
• Stefanie Lasthaus

Foto v. Bettina Markthaler
Mit Texten von
• Angelica Seithe
• Siegfried Kyek
• Ingrid Drewing
           

Foto von Gerd Wolff
Mit Texten von
• Rosi Boenisch
• Gabriela Erber
• Theo Schmich
• Oliver Meiser
• Sabrina Rohenroth
 
Foto von Gerd Wolff
Mit Text von
• Christina Stöger
• Alma Marie Schneider
 
Foto von Gerd Wolff
Mit Text von
• Beate Treutner
• Frank Tichy
 
Foto von Maria Zobel
Mit Text von
• Theo Schmich
       




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016 • "Ein Bad am Abend und das im April ..." © Heinz Haberl


Maja, der Wasserhund

Tränen standen den vier Erwachsenen in den Augen, als sie den jungen Hund betrachteten, der auf dem Tisch lag und flach atmete. So hätte dieses Silvester nicht enden sollen – in der Tierklinik. Notfall.
„Es tut mir so leid“, schniefte der Motorradfahrer, holte seine Brieftasche hervor und drückte alle Scheine der Besitzerin in die Hand. „Das ist alles, was ich habe. Und glauben Sie mir bitte, ab heute fahre ich vorsichtiger.“ Dann wischte er sich hastig die Tränen aus den Augen und verschwand durch die Tür.
Ihr Mann Udo wechselte mit der Tierärztin einen langen Blick. „Was können Sie für meinen Hund tun?“
Die Ärztin lächelte zaghaft. „Ich fürchte, kaum etwas. Die Hüfte ist angebrochen, wahrscheinlich sogar komplett kaputt, so wie Maja gejault hat. Ich habe wenig Erfahrung, wie gut gebrochene Knochen bei so großen Hunden zusammenwachsen können. Wenn Organe beeinträchtigt sind, hat der Hund keine Überlebenschance. Vielleicht wäre es das Beste, den Hund einzuschläfern.“
„Auf keinen Fall“, fuhr Udo die Ärztin an, die sofort zurück wich. „Ich habe diesen Hund nicht gerettet, dass ich ihn jetzt töte. Maja ist noch nicht einmal ein Jahr alt. Sehen Sie zu, dass ihre Hüfte so gerichtet wird, dass sie wieder laufen kann.“
„Tun Sie das bitte“, schloss sich Karin an, die liebevoll über das dichte Fell strich. Maja schloss kurz ihre braunen Augen, dann blickte sie ihre Besitzer an und zog die Lefzen hoch. „Guck mal, sie grinst schon wieder“, stieß Karin ihren Mann an. „Sie weiß, dass sie bald wieder laufen kann.“

Das „Bald“ entpuppte sich dann als ein halbes Jahr. In dieser Zeit genoss Maja die Pflege der gesamten Familie. Selbst der kleine Andreas ging vorsichtig mit dem Hund um, damit er bald wieder mit ihr spielen konnte. Nur die Nächte waren für Karin und Udo eine Tortur. Maja brauchte starke Schmerzmittel und begann dann durchdringend zu winseln. Tagsüber sah sie sehnsüchtig den Kindern hinterher, wenn diese sich im Garten gegenseitig jagten.
„Hab Geduld, Maja“, sagte Karin zu ihr und kraulte sie hinter den Ohren. „Du kannst bald wieder mit ihnen toben.“
Maja zog ihre Lefzen hoch, nickte und legte sich dann auf den kühlen Fliesenboden. Geduld zu haben, war kein Kinderspiel. Auch nicht für einen Hund.

Die Augen der Ärztin wurden groß, als sie den Hund sah.
„Sie läuft“, jubelte sie und ging vor Maja in die Knie. „Und sie sieht gut aus.“
„Nicht wahr?“, meinte Udo. „Sie ist ein braver und geduldiger Hund geworden.“
Die Ärztin nickte. „Dann sollten wir nachschauen, was die Hüfte macht.“
Udo stellte sich neben seinen Hund. „Lassen Sie mich Maja hochheben. Ich weiß, wie ich sie ohne Schmerzen anfassen kann.“
„Gut“, meinte die Ärztin und wartete, bis der Hund auf dem Tisch saß. Nach der Untersuchung machte sie ein bekümmertes Gesicht. „Die Hüfte ist nicht gut verheilt.“
„Was heißt das?“, fragte Udo.
„Maja muss geschont werden. Lange Spaziergänge tun ihr nicht gut. Wenn Maja zu humpeln beginnt, sollten Sie umdrehen. Außerdem müssen Sie damit rechnen, dass der Hund höchstens acht Jahre alt wird.“
„Höchstens?“, hakte Udo fassungslos nach. „Ich dachte, so Mischlinge wie Maja werden älter, zehn oder zwölf Jahre.“
Die Ärztin sah ihn beschwichtigend an. „Wenn sie gesund sind schon. Aber Maja hat eine kaputte Hüfte. Das verringert die Lebenserwartung. Tschüß, Maja. Wir sehen uns nächstes Jahr zum Impfen.“
Udo hielt die Ärztin auf: „Gibt es etwas, was wir für Maja tun können?“
Die Frau überlegte einen Moment. „Lassen Sie Maja schwimmen. Im Wasser ist sie leichter. Das entlastet die Hüfte.“
„Danke“, einte Udo und hob seinen Hund vom Tisch. „Bei Fuß.“
Maja zog ihre Lefzen hoch, sah die Ärztin an und trabte ihrem Besitzer hinterher.

„Warum können wir nicht mehr in die Berge fahren?“, maulte Alexander. „Ich will nicht an einen See.“
„Weil es das Beste für Maja ist.“ Karin sah ihren Sohn streng an. „Und du solltest endlich schwimmen lernen.“
Die andern beiden Kinder Amalie und Andreas verkniffen sich jeglichen Kommentar.
Doch ihre Freude war groß, als sich der erste Urlaub am Wasser als Segen für die Familie entpuppte. Udo erholte sich mit einem Buch im Schatten oder beim Kochen. Karin legte die Füße hoch oder dachte sich lustige Spiele aus. Alexander lernte wie seine Geschwister schwimmen. Und über allem wachte Maja. Ging ein Kind ins Wasser, folgte sie ihm. Bauten die Kinder Sandburgen, lag sie daneben und linste. Näherte sich ein Fremder, zog sie die Lefzen hoch und knurrte.
„Wie viel wiegt Maja?“, fragte Karin.
„Vierzig Kilo“, meinte Udo, ohne aus seiner Lektüre aufzusehen. „Sie wirkt durch ihr Fell kräftiger.“
„Sie ist ja auch ein Kampfhund“, meinte Karin belustigt. „Jeden Tag kämpft sie um genügend Streicheleinheiten von den Kindern. Sie passt auf, dass keinen etwas passiert. Sie muss fressen und ist froh, wenn sie abends ihre kühle Ecke hat.“
„Ja, ja, unser Hund hat es schwer.“
Kreischend liefen die Kinder aus dem Wasser. „Hunger!“, riefen sie im Chor.
Maja jagte nebenher und achtete darauf, dass Andreas mitkam. Ihr Fell hing klatschnass an ihrem Körper, so dass sie schmal aussah. Dann ging sie in Stellung und begann sich zu schütteln. Die Tropfen flogen durch die Luft und trafen Udo. Mit einem Aufschrei erhob er sich: „Mensch Maja!“
„Maja ist ein Hund“, belehrte Andreas seinen Vater.
„Das weiß ich“, brummte der. „Ich weiß nicht, ob du heute noch etwas zu fressen kriegst“, giftete er in Richtung Maja.
Andreas stellte sich neben den Hund. „Maja, du brauchst keine Angst zu haben. Wenn Papa dir nichts gibt, teile ich dein Essen mit dir.“ Liebevoll drückte er ihr einen Kuss auf die Schnauze. Maja legte sich, nachdem sie sich zweimal geschüttelt hatte, in den Schatten, zog die Lefzen hoch und machte dann ein Nickerchen.

„Wie alt ist Maja?“, fragte die Ärztin, als Maja mit Karin und Udo hereinkam.
„Dreizehn Jahre“, antwortete Karin.
„Das kann nicht sein.“ Die Ärztin schüttelte den Kopf.
„Ist aber so“, einte Udo und hob seinen Hund auf den Tisch.
Die Ärztin beendete die Untersuchung. „Sie ist in einem hervorragenden Zustand, gesundheitlich. Für ihr Alter.“
Geduldig ließ Maja alles über sich ergehen, jaulte nicht, als die Ärztin die Hüfte abtastete, und zuckte nicht einmal mit der Wimper, als die jährliche Impfung kam. Die Ärztin strich der Hündin über den Kopf. „Ich hätte nie gedacht, dass der Hund noch einmal wird.“
„Ich auch nicht“, schloss sich Karin an. „Aber wir haben alle dazu beigetragen.“
„Sogar die Kinder“, meinte Udo und hob seinen Hund vom Tisch. „So, Maja, bei Fuß.“

„Wo ist der Hund?“ Udo war etwas außer Atem, als er am Ufer ankam.
„Hier, bei mir – oh nein, nicht schon wieder“, stöhnte Karin. Der Platz neben ihr war leer. Maja hatte die Gunst der Stunde genutzt. Mit kräftigen Zügen drehte sie ihre Runden und ließ sich dann von der Strömung Richtung Ufer treiben.
„Weißt du eigentlich, wie kalt es ist?“, schimpfte Udo sein Frau.
„Ich habe nur einen Augenblick weggesehen“, verteidigte sich Karin. „Hol die Decke aus dem Auto, damit Maja keine Erkältung bekommt.“
Fluchend stapfte Udo weg. „Dieser Hund ist unmöglich! Heute Abend bekommt sie nichts zu fressen. Ich werde die mindestens zwei Stunden föhnen müssen, bis ihr Fell einigermaßen trocken ist.“
Karin schüttelte den Kopf und sah ihrem Hund zu. Es war April. Auf den Anhöhen lag noch Schnee, das Wasser im See war etwas wärmer als null Grad. Aber Maja schwamm mit hochgezogenen Lefzen und einem glücklichen Funkeln in ihren Augen.
Als Udo zurückkam, hatte er die Decke und den Fotoapparat dabei. Wortlos drückte er das trockene Tuch Karin in die Hand, dann ging er zum Ufer und fotografierte den Hund.
Als er sich zu Karin umdrehte, sagte er „Ich habe den Beweis, dass sie ein Dickschädel ist. Deine Kinder werden das akzeptieren müssen.“
Karin grinste. „Deine Kinder werden ihr Essen mit dem Hund teilen. Hast du eigentlich schon einmal daran gedacht, dass du auch ein Dickschädel bist?“
„Ich? Nie!“ Udo pfiff nach Maja. Die paddelte zum Ufer und hinkte gut gelaunt aus dem Wasser. Als sie sich setzte, um sich zu schütteln, schimpfte Udo: „Mensch Maja!“


 

© Christine Dorn
86637 Wertingen
ch.dorn@web.de



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017 • "nach dem Regen ..." © Heinz Haberl



An der Quelle

Wasser – Quelle – Leben
Luft – Quelle – Leben
Erde – Quelle – Leben
Himmel – Quelle – Leben

An der Quelle
ich – du – wir alle
Mensch – Tier – Pflanze
Kinder – Junge – Alte
Schlichte – Kluge – Weise
Hörende – Sehende – Fühlende
Traurige – Fröhliche – Gelassene
Frühere – Heutige – Künftige

Alle an der Quelle
Alle im Leben
Alle Eins

 

© Carmen Kraus
86899 Landsberg am Lech
krauspreprint@aol.com



Ode an das Wasser

Klar und geheimnisvoll ist der Quell des Seins - das kraftvolle Urelement allen Lebens.
Atemberaubend ist seine fließende Gewalt, nach Vergleichbarem sucht man vergebens.
Inspirierend, ursprünglich, geruchlos und rein, gar mütterlich folgt es des Mondes Schein
Und beeinflusst Lebewesen jeglicher Natur, ist doch Wasser unser Entstehungsort – einfach nur Odem pur.

Verschiedenartig aggregiert es hier auf Erden: mal flüssig, mal flockig, mal neblig, mal trübe.
Die energetische Dynamik hört niemals auf, denn der „Fluss des Lebens“ wird niemals müde.
Faszinierend ist dieses Prinzip des Wirkens, die Bewegung im Gesamten einen Kreislauf erhält,
es gestaltet, erschafft, umfließt, weicht aus - entspringt es zugleich dem Schosse der Welt.

Ein Tropfen fällt vom Himmel, ein Tropfen sinkt hernieder, ein Tropfen steigt wieder empor,
so entsteht der zauberhafte Zyklus der ewiglich hält, denn der natürliche Kreislauf beginnt von vorn.
Als Tropfen fällt Wasser federleicht vom Himmel - so harmlos, rein und klein,
in Massen, verschmutzt oder zu Eis gefroren kann kostbares Wasser auch sehr gefährlich sein.

Als Urkraft, welche die Welt umfließt, kann es auch potentiell böse wüten,
den Tod durch Überschwemmung bringen und viele Täler fluten.
Versperren Hindernisse den Weg werden sie umflossen, oder sogar zerstört,
nichts bleibt mehr stehen, alles wandelt sich – wenn die Natur reagiert empört.

Beim Stoffwechsel oder einem anderen Elementarprozess, Wasser ist all gegenwärtig und mischt mit im Geschäft.
Als Raum für Pflanze und Tier oder als Wetter- und Klima- Kraft, sorgt es für fruchtbaren Boden und löst Salze in aller Pracht.
Es speichert Wärme, ist Leiter, trotzdem genussvoll und klar, es hat erfrischende Wirkung – ist wohltuend, wunderbar.
Wasser - schon immer ein Wunder an sich gewesen – es dient nicht nur dem physischen Leben,
nein, denn für den kulturellen Menschen überall auf der Welt, hat es auch tiefgründig spirituellen Wert.

 

© Kathinka Reusswig
63594 Hasselroth-Niedermittlau
kathinka@gmx.li

 



Nach dem Regen

Schwere Tropfen fallen nieder,
meine Lebenswelt erbebt,
Wasser kommen, gehen wieder,
der Kreislauf, von dem alles lebt.

Süße Tropfen wollen laben
nach durchgestandener Gefahr,
in allen unseren Gottesgaben
sind Angst und Freude oft so nah.

 

© Inga Lücke
41844 Wegberg
luecke1964@live.de

 



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018 • "was ist den da nur im Wasser...?" © Heinz Haberl


Wer ist das?

Hallo du da hier
komm heraus
und spiel mit mir
auch wenn du nass bist
wie eine Wassermaus
macht mir das wirklich
gar nichts aus
oder soll ich zu dir
kommen in das nasse hier?
Toben, fangen und viel spritzen
Wasser schnappen
und dann sitzen
in der Sonne sich trocknen lassen
oder um den Teich hier rasen
das möchte ich
so gerne mit dir
komm doch bitte
heraus zu mir!

© Rosi Boenisch
87665 Mauerstetten
rosi.boenisch@t-online.de


Der Rat des Weisen

Ein kleiner, aber penetranter Idiot.
So hatte sie ihn am Morgen genannt, nachdem sie das Werk der vergangenen Stunde harter Arbeit
betrachtet hatte, die Lippen verkniffen und die Stirn gekräuselt. Ihr Blick hatte ihn nur flüchtig
gestreift, dann hatte sie Ignoranz gewählt, um ihn zu strafen.
Ignoranz war die schlimmste Methode von allen. Sie war langweilig, grau und in allen ihren
Formen so unangenehm endlos. Sie gehörte einfach nicht hierher, und er verstand nicht, warum sie
so oft von ihr eingesetzt wurde – dabei gab es so viele interessante Dinge, mit denen man den Tag
füllen konnte.

Alles in allem verstand er noch immer nicht, was er falsch gemacht hatte.
Mit einem leisen Plumps ließ er sich auf den Hintern fallen, schloss kurz die Augen und gähnte
herzhaft. Er spürte das Gras unter sich, weich und neckend, dazu die Sonne auf dem Rücken. Der
Tag könnte so wundervoll sein, wenn sie nicht wieder mit der ihr so eigenen Knurrigkeit aus dem
Bett gefallen wäre. Vielleicht war es einfach zu früh für sie, immerhin schlief sie selten – zumindest
nur nacht – und saß zuviel, wobei sie ihre Nase stets in eine Zeitung, ein Buch oder andere Dinge
steckte. Es konnte nicht gesund sein, von morgens bis abends die Stirn zu runzeln. Das tat sie
häufig, und dabei aß sie viel zu wenig. Er versuchte das Runzeln ebenfalls, doch bis auf ein kurzes,
lustiges Gefühl passierte nichts. Dann verlor er das Interesse und beäugte erneut das Ergebnis seiner
vergangenen Mühen.

Vielleicht hatte es wieder nicht gereicht.
Dabei hatte er extra angefangen, noch ehe sie in den Garten getreten war. Er wusste genau, wann
sie das Haus verließ, immerhin änderten sich niemals die Zeiten. Es war leicht, sich auf sie
einzustimmen, und dennoch hätte er vielleicht noch ein wenig eher aufstehen, sich ein wenig mehr
ins Zeug legen sollen. Doch der Dämmerschlaf hatte ihn verführt und in seinen zarten Fängen
gehalten, die so tückisch weich und komfortabel waren. Wer konnte ihm da schon übel nehmen,
dass er ein wenig länger geschlafen hatte, als er eigentlich hätte sollen?
Davon abgesehen: hatte er? Er war sich nicht sicher. Sie hatte ihm niemals Vorschriften gemacht,
wenn es um dieses Thema ging. Und wenn ja, dann hatte er es über einer der unzähligen Tätigkeiten
überhört, die allesamt wichtig waren. Er kratzte sich am Ohr. Ihm fiel nichts ein, was er besser hätte
bleiben lassen.
Er erhob sich wieder, ging ein paar Schritte nach vorn und starrte auf das dunkle Loch herab, dessen
Ränder von Grasbüscheln gesäumt waren. Dahinter lag ein – wie er fand – ordentlicher Haufen
Braun. Hübsch lockere Erde, die er sorgfältig aufgetürmt hatte, um zu zeigen, wie sehr er sich für
sie anstrengte.

Bisher hatte er jedoch nicht gewusst, wie schwer sie zufrieden zu stellen war. Das andere Loch hatte
sie bereits alles andere als froh gestimmt, und da hatte er sie durchaus verstehen können. Es war
weder groß genug noch tief gewesen, sondern hatte eher an einen in der Sonne zerlaufenen
Schokoladenfleck erinnert. Das kam daher, dass er sich keine große Mühe mit dem Ergebnis
gegeben hatte. Es war ihm eher um das Prinzip gegangen, um eine kleine Botschaft mit dem Inhalt
'ich denke an dich'. Die Enttäuschung in ihren Augen hatte ihn eines Besseren belehrt, also hatte er
alle Kraft und jedweden Enthusiasmus für diesen Morgen aufgespart. Für ein größeres Loch.
Nicht genug jedoch, nicht genug.

Er spürte, wie die Verzweiflung sich anschlich, doch er hatte nicht vor, ihr eine Chance zu geben. Es
musste eine weitere Möglichkeit zu finden sein, eine Lösung für dieses Malheur, das die Beziehung
zwischen ihm und ihr unnatürlich rasch abkühlen ließ. Er wollte nicht, dass irgendetwas abkühlte,
im Gegenteil. Er mochte sie, und er wollte bei ihr bleiben.
Doch allein kam er hier nicht weiter. Er brauchte Rat, und er wusste auch schon, von wem.
Insgeheim nannte er ihn den 'Weisen'.

Er war älter als er selbst – zumindest sah er so aus – und tauchte nur selten auf und immer dann,
wenn man ihn nicht erwartete. Er hatte ihn erst wenige Male gesehen. Da hatte der Weise ihn zwar
mit Schweigen begrüßt, aber das Wissen in seinen großen, braunen Augen schimmerte stets so hell,
dass es unverkennbar war, dass er dem Leben bereits etliche Antworten mehr abgerungen hatte, als
er selbst es jemals tun würde. Der Weise war scheu, ein Einzelgänger, der immer allein auftrat und
verschwand, ehe man es sich versah. Doch er war nicht unauffindbar.
Er wusste, wo der Weise wohnte. Und dieses Mal würde er ihm eine Antwort abringen, koste es,
was es wolle.

Mit einem letzten Blick auf das Loch und einen weiteren auf ihr Schlafzimmerfenster, machte er
sich auf den Weg. Er durchquerte den hinteren Garten und begab sich zur Vorderseite des Hauses,
um die Abkürzung durch die Hecke zu nehmen, die das Nachbarsgrundstück von dem trennte, das
sie und er zusammen bewohnten. Noch war der Weise nicht zu sehen, doch er würde jeden Moment
auftauchen.

Vorsichtig bahnte er sich seinen Weg zwischen einem Wasserball und Kinderspielzeug aus Plastik
und erklomm die Stufen des Schwimmbeckens.
Dort, unter der sich kräuselnden Oberfläche des Wassers, wohnte der Weise. Und als hätte er ihn
erwartet, blickte er ihm auch schon entgegen, das beigefarbene Gesicht mit den knopfschwarzen
Augen aufmerksam und die langen Ohren lustig baumelnd.
Sagte der Weise etwas?
Er konnte es nicht hören. Eilig beugte er sich näher herab, dann noch näher, bis er den Biss der
Kälte auf seiner Nasenspitze fühlte. Und als hätte das Wasser eine besondere Kraft, die ihm bisher
nicht aufgefallen war, so verlor er auf einmal seinen Halt.
Dann ging alles ganz schnell: Ehe er es sich versah, plumpste er kopfüber in das Wasser.
Der Weise verschwand.

Und sie drückte sich durch die Hecke, rannte über den Rasen und langte mit einer Hand nach unten.
Sie bekam sein Halsband zu fassen und hob ihn in die Höhe.
Es war ein erbärmliches Gefühl, tropfnass und mit hängenden Pfoten über dem Rasen zu baumeln,
doch sie lachte.

Du kleiner Idiot, sagte sie, und tippte mit einem Finger auf seine Schnauze. Doch dieses Mal klang
es liebevoller als zuvor.

Später, als er abgerubbelt und mit trockenem Fell vor seinem Napf lag und döste, entschied er, dass
sie einfach keine Löcher mochte. Vielleicht würde er den Weisen noch einmal besuchen und sehen,
ob der eine andere Idee hatte, um sie glücklich zu machen.
Doch nicht heute. Immerhin war der Gute äußerst schreckhaft.


© Stefanie Lasthaus
76137 Karlsruhe


 



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019 • "Monet`s Seerosen?" © Bettina Markthaler



NYMPHAEA ALBA

Als sie sich,
ihr Glück zu entern,
an der Bootswand
zu ihm hochziehen wollte
trat er ihr auf die Finger

Da ließ sie los und
schwamm
weißes Blütenschiff
mit einem Stängel bis
in den sumpfigen
Grund

© Angelica Seithe
35435 Wettenberg
a.seithe-bluemer@t-online.de



In Seerosen

In Seerosen zu schwimmen,
ihre Schönheit genießen,
sie zärtlich berühren,
umspielen,
um sie dennoch nie ganz zu besitzen.

Ist Freude, ist Achtung,
ist stummes Verstehen,
im Einklang
mit der uns alles gebenden
übergeordneten Natur.


© Siegfried Kyek
87600 Kaufbeuren
siegfried-kyek@t-online.de



Malerin

Mutter Natur, du Malerin in Tönen,
des Lichts Gesang, auch im Vergehen,
lässt du hier täglich neu entstehen,
den Herbsttag zu verschönen.

Und zauberst so nuancenreich
die Fülle deiner Farbpalette,
von dunklem Grün bis Rosa, weich,
von Feuerrot bis Nebelbleich,
im Wasser - Glanz an deiner Stätte.


© Ingrid Drewing
65183Wiesbaden
ingrid.drewing@gmx.net




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020 • "Fallende Tropfen" © Gerd Wolff


TROPFENKREISLAUF

Gemeinschaftlich und sehr beschwingt ,
springen kleine Tropfen geschwind,
aus den Wolken wasserschwer
kommen alle Tropfen her
mit den Anderen zusammen gleich
wird daraus ein großer Teich ,
dort wiederum, man glaubt es kaum
fließt heraus ein Flüßchen - Traum
auch was mal klein ist wird nun groß
und viele Tropfen denkt euch bloß
werden dann ein Strom, so mächtig
viele meinen, ist der prächtig!
Doch zum großen Meer zieht es sie hin
da sind alle kleine Tropfen drin
sie schweben leicht im Sonnenlicht
zu einer Wolke, die dann spricht,
dass alle Tropfen willkommen sind
zum Regentanz mit dem Wind!!
Dann, ja dann geht es wieder los
sie sammeln sich und denkt euch bloß,
gemeinschaftlich und sehr beschwingt,
springen kleine Tropfen ..............,


© Rosi Boenisch
87665 Mauerstetten
rosi.boenisch@t-online.de



Gluck, gluck …

Gluck, gluck…
herrlich dieser kühle Schluck.
Wasser rinnt meine Kehle runter
macht mich wieder munter.
Duschen
Waschen
Kochen
Putzen
u.v.m.
ohne Wasser
gibt es kein Leben mehr.
Viel zu selten wird daran gedacht,
dass Wasser unser Leben hat reich gemacht.
 
 
© Erber Gabriela
A 2490 Ebenfurth
office@steinbau-erber.at



WELT IN TRÄNEN

Tränen fließen: Traurigkeit,
oder einfach Zwiebeln voller
Vielfalt
ist die Tränenwelt.

Sogar Freude
entlockt den Augen Tränen,
von Kummer, Gram
zu schweigen.

Denn Tränen
lösen alles auf –
Freude, Trauer, Seelenschmerz,
verklären, mildern, trösten.

Ein Tränenmeer
umgibt daher die Welt,
vergossen von unendlich
vielen Augenpaaren
in millionen Jahren
aus Freude, Trauer,
Unglück, Mitgefühl,
Schmerzen, Wut, aus Leid
ein Tränenmeer, neutralisiert darin
durch Freude – Trauer,
durch Liebe – Leid:
erträglich machen Tränen
diese Welt.

Wenn dir danach ist,
lass auch du die Tränen rinnen,
fallen in das Tränenmeer,
das die Welt umgibt.


© Theo Schmich
45133 Essen
theo.schmich@gmx.de


 

Tropfenweise

Nur ein Tropfen
Wasser
reicht aus,
einen Marienkäfer
zu tränken,
und eine Blume
zum Blühen zu bringen.

Nur ein Tropfen
Öl
reicht aus,
Millionen Tropfen Wasser
zu verschmutzen
und einen Krieg
zu entfachen.

Nur ein Tropfen
Blut
reicht aus
um der Welt
zu beweisen,
daß wir wieder
versagt haben!


© Oliver Meiser
H-9437 Hegykö
Ungarn
oliver.meiser@t-online.hu

 


Ein Tropfen

Deine Liebe
Ist wie ein Tropfen.
Fast unsichtbar
Fällt er vorüber.

Doch trifft er auf mich
Ist es als würde
Meine Seele
Die deine küssen.

Und der Tropfen wird meine Welt.


© Sabrina Rohenroth
93053 Regensburg




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021 • "Aufziehendes Gewitter am See" © Gerd Wolff



Das Gewitter!

Dunkle Wolken
stehen am Horizont.
Langsam
zieht ein kühler Wind auf.

Der Gesang
der Vögel
wird immer weniger
und Stille
zieht über das Land.

Fast drohend
verdunkelt sich
die Sonne
und es wird
immer dunkler.

Da,
ein Blitz
zuckt über den Himmel.

Ein heftiger Donnerschlag
folgt sofort.

Ich stehe am Fenster
und schaue
in den Himmel.

Da merke ich,
daß du deine Arme
um mich legst,
um mich zu schützen,
mir die Angst
zu nehmen.

Erleichtert
lasse ich mich fallen
und da zuckt
der nächste Blitz
durch den Himmel.

Doch ich habe
keine Angst mehr
denn du bist da
und hältst mich fest!


© Christina Stöger
pinkyfisch
Augsburg
eMail pinkyfisch-2009@gmx.de

 

Gewitter

Der dunkle Urvogel
Will nicht gedacht werden
Wie ein Tier im Käfig

Frei gespielt mit dem Wind
Häuft er Wolkentürme auf
Kräuselt den glatten Spiegel
Reißt schließlich Kerben in den See

Tief atmet er den Wald
Stößt Luft aus schwer wie Blei
Donnergrollen aus tausend Seufzern
Verglühen mit feurigem Blitz

Im Zwielicht schweigen die Boote
Bald schon ruft der Rabe der Ungeduld
Das Land der Sonne herbei


© Alma Marie Schneider
91590 Bruckberg
emh_s@yahoo.de

 



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022 • "Treibgut" © Gerd Wolff



Treibholz

Susanna war entsetzt. Auf dem Markt hatte sie gehört, dass die „Mary-Ann“ gesunken war. Ein Seemann, der die Katastrophe überlebte, berichtete von der schrecklichen Tragödie. Wohl alle, bis auf ihn, ertranken bei dem Unglück.
Seit Monaten war John weg und nun hatte sie die traurige Gewissheit. John war tot! Tränenüberströmt rannte sie zum Strand. Mit einem letzten Funken Hoffnung starrte sie zum Horizont, so wie sie es die letzten Wochen immer wieder getan hatte, als sie sehnsüchtig auf ihn wartete. Ob nicht doch noch die Mary-Ann mit den weißen Segeln und der schwarzen Totenkopfflagge auftauchen würde? „Tot, tot, tot“, hämmerte es in ihrem Kopf.

Nie wieder sollte sie ihn in ihre Arme schließen können, nie wieder seinen Geruch einatmen, ihn berühren, seine Stimme, seine Liebesworte hören können? Sie tappte tränenverschmiert durch den Sand, über die Felsen und die Steine, die da lagen und achtete nicht mehr auf ihr langes kostbares Kleid, das am Saum schon ganz feucht und schmutzig wurde.
John, ihre große Liebe! Eine verbotene Liebe! Sie, die Tochter des Gouverneurs und er, der wilde Seefahrer, der Seeräuber!
Vielleicht war Susanna der einzige Mensch auf der Welt, der den “Mensch“ hinter der Fassade gekannt hatte. Es waren widrige Lebensumstände, die ihn zu dem gemacht hatten, was er jetzt war. Er wurde ein Freibeuter, aber er arbeitete für sein Land und hatte so manche Schlacht geschlagen. Dennoch hatte John ein gutes Herz, niemals wollte er jemand Unschuldigem schaden. Susanna hatte es da viel besser. Ihr Vater war reich und angesehen. Sie konnte behütet aufwachsen. Aber deshalb wusste sie auch, dass ihr Vater niemals so einen Mann für sie dulden würde.
Sie war so sanft, so wunderschön. Vom ersten Augenblick an war John in sie verliebt. Für sie wollte er sesshaft werden. Von ihr kam die Idee Handel mit Gewürzen zu betreiben. Die Fäden waren schon gesponnen, er kannte die richtigen Leute, Händler, Seefahrer, Plantagenbesitzer. Bald wollte er mit seinem Geschäft beginnen, um mit Susanna für immer zusammen zu sein, auch gegen das Einverständnis des Vaters.

Jetzt hatte sie nichts mehr von ihm, kein Bild, kein Hemd, kein Brief. Nichts, außer die Erinnerung. „Ach, hätte ich doch nur irgendetwas von dir, was mich an dich erinnert. Etwas zum Anfassen, zum Festhalten!“ schluchzte sie leise.
In der kleinen Bucht bei den großen Palmen, zwischen denen wildes Gebüsch wuchs, hatten sie sich viele Male getroffen und, wie auch beim letzten Mal, geliebt. Heimlich und stürmisch!
Sie hatte sein Bild noch genau vor Augen. Seinen wilden Gesichtsausdruck mit dem schwarzen Kinnbart und dem gezwirbelten Oberlippenbart, den goldenen Ohrringen. Die tiefe Narbe an seinem Oberarm, die ihr immer wieder bewusst machte, was für ein raues, gefährliches Leben er führte. Das Hemd weit geöffnet, so dass man die behaarte Brust sehen konnte, sein Gang kräftig und stolz, aber immer leicht hinkend wegen seinem Holzbein.

 

Ach, das Holzbein! Nach der letzten rauschenden, verbotenen Liebesnacht hatte er ihr ein kleines Geheimnis verraten. „Schau meine Liebe, ich trage dich immer bei mir, denn du bist für mich der größte Schatz auf Erden. Wertvoller als alle Edelsteine, die ich je erbeutet habe.“ Er nahm ihre Hand, führte sie an sein Holzbein und ließ sie drüber streicheln. Sie spürte eine unebene Stelle und als sie ihren Blick darauf warf, entdeckte sie ein eingeschnitztes Herz mit einem großen S in der Mitte.
Sie wusste sofort, S für Susanna. „Das ist das Zeichen meiner Liebe zu dir!“ flüsterte er ihr damals ins Ohr.
Sie hatte ihn dafür geküsst und ihre Lippen erinnerten sich auch jetzt noch an den Kuss, den er ihr gab. Trotz seiner kräftigen Gestalt und seinem verwegenen Aussehen konnte er unglaublich sanft und zärtlich sein. Der Gedanke daran schnürte ihr fast die Kehle zu und ein Schluchzen erschütterte sie.
Genau einen Tag nachdem er ihr das Herz gezeigt hatte, trat er die lange Reise an, von der er nun nie wieder zurückkommen sollte.

Susanna wusste nicht, wie er gestorben war.
Ein entsetzlicher orkanartiger Sturm hatte die Mannschaft mitten in der Nacht getroffen. Nach einem verzweifelten Kampf gegen die Naturgewalt brach das Schiff auseinander, der Mast stürzte um und begrub John unter sich. John spürte, dass niemand mehr ihn retten konnte und mit seinen letzten Atemzügen schrie er ihren Namen in den Wind. „Susanna! Ich liebe Dich“, dann schlugen die Wellen über ihm zusammen, begruben ihn und der Meeresboden wurde zu seinem Grab. Mit heftigem Krachen und Getöse zerbarst die Mary Ann und innerhalb kürzester Zeit war das gesamte Schiff versunken. Fässer, Flaschen und Schiffsplanken trieben noch an der Wasseroberfläche und zerstoben in alle Richtungen.
Viele Wochen lang trugen die Wellen die wenigen Reste mit sich. Irgendwann kam Land und das Treibholz schwemmte an den Strand.

Susanna kam fast jeden Abend zum Strand, den Strand, der sie immer an ihre verlorene Liebe erinnerte.
Oft saß sie versonnen da und starrte aufs offene Meer. Die Palmenbucht war ihr Lieblingsplatz. Drei Monate war es nun schon her, dass sie von dem Unglück erfahren hatte.
In der vergangenen Nacht hatte es wieder mal einen heftigen Sturm gegeben und heute sah ihr Nischenplatz verwüstet aus. Treibgut war über Nacht angeschwemmt worden. Treibholz!
Plötzlich kam ihr ein Gedanke in den Sinn:
„Vielleicht waren das Stücke von der Mary-Ann.... Schiffsplanken vielleicht! Etwas zum Anfassen... ja, natürlich! Ich werde ein Stück Holz mitnehmen, zum Andenken an John.“
Sie hob ein langes, rundes Stück Holz auf, das fast mit Algenschlamm bedeckt, aber viel heller als die Anderen war, die da verstreut herumlagen. Fast schien es ihr, als leuchte es. Sie bückte sich, nahm es hoch, säuberte es ein wenig aber was sie dann erblickte, ließ ihre Hände zittern, ihr Herz beben, ihr wurde heiß:
In das Holzstück war ein Herz eingeritzt, ein Herz mit einem großen S in der Mitte.




© Beate Treutner
beate.treutner@googlemail.com


tote taube

mitten auf der straße
die risse trug schon damals
ahntest du was hinter dem samtenen
sich ein letztes mal zusammen
findet und vorbereitet in mitten

des (t)raumes um neu auf oder an
zu führen unsere gedanken die
wie nadeln auf dem boden liegen
wie matschige blätter im sterbenden
gras wie schwarzes holz im schalen
sand vor dem kalt gewordenen
meer das seine größe nicht verliert


© Frank Tichy
Stuttgart
www.franktichy.de






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023 • "See im Jordanpark mit Fischreiher" © Maria Zobel



WINTER AM SEE

Der Wintersee ist ein Heerlager
klirrendem, knackenden Frost.
Wie der mich belauert, wenn ich
ihn einsam umrunde, den See.
Wie ich ihn spüre um mich herum.
Mir durch die Kleider dringt er,
der Frost, erstarre unter seinem
klammernden Griff ich erstarre.

Der Winter ist ein Spiegel
den Sinnbildern, Bildern der Winterzeit.
Bäume, vom Frost gesprengt, am Ufer,
im See. Schweigend ein Reiher
fliegt auf gegen den Himmel,
taucht in den See, dessen Wasserfläche
ich umrunde vom Frost verfolgt,
unter dessen Oberfläche ich
wandernd mich wandern sehe.

Der Winter ist Hort den Versprechen
der Sonne hinter dem Frost,
die Sonne selber scheint Frost.
Doch stiller Bote frostiger Sonnenschein,
besiege Winter und Frost, verspricht er,
Frühling wird sein, Sommer wird sein,
erscheinen unter dem Eis, unter dem Schnee,
Frühling und Sommer.

Jedes Jahr wieder am Wintersee
klirrender, knackender Frost.
Das Spiel zwischen ihm und der
zagenden, zögernden Sonne scheinbar.
Ihr Sieg! Das strahlende Blau
über dem See, das lebendige Grün
an seinen Ufern das er spiegelt,
der Sommersee.

Ich liebe
den Wintersee.
Ich liebe
im Sommer den See.


© Theo Schmich
45133 Essen
theo.schmich@gmx.de




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Das Organisationsteam des "Jahr des Wassers 2010 in Kaufbeuren"
wünscht Ihnen viel Freude und gutes Gelingen
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