
 
Gemeinschaftsprojekt "Wassertexte – Wasserfotos" – Seite 7
Fotomotive und Texte:
050 – 052

050 • "Mitternacht am Nordkapp" © Fredi Scholze
Stille ...
Stille
eines Augenblicks
der Ruhe
der Weite
der Unendlichkeit
Wehmut
und
Vergänglichkeit
der Augenblick
vergeht!
Stille ...
in unserer hektischen Zeit!
© Rosi Boenisch
87665 Mauerstetten
rosi.boenisch@t-online.de
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051 • "Stairway to heaven" © Fredi Scholze
Eine kleine Treppe nur ...
Ach was könnte ich erzählen
aus längst vergangener Zeit
mußte alles doch vergehen
in längst vergangener Zeit
die Stadt die es einmal gab
aus längst vergangener Zeit
liegt jetzt versunken im nassen Grab
aus längst vergangener Zeit
in Stufen fest geschrieben
aus längst vergangener Zeit
ist nicht mehr viel geblieben
aus längst vergangener Zeit
eine kleine Treppe nur
aus längst vergangener Zeit
im trüben Wasser und einer Steinspur
wird einmal eine vergangene Zeit
© Rosi Boenisch
87665 Mauerstetten
rosi.boenisch@t-online.de
Mein Weg
Der Weg, den ich gehe.
Der Weg, den ich wähle.
Der Weg, den ich will.
Hinab ist hinauf.
Das Ende der Dinge.
Das Ende der Zeit.
Meiner Zeit.
Das Wasser so klar,
so blau,
so sanft.
Einzigartig
Mein bester Freund.
Mein größter Feind.
Die Flut ein Dieb,
der alles nimmt.
Meine Familie.
Meine Erinnerungen.
sie ließ nichts zurück außer Ruinen
Ruinen der Trauer.
Noch am Leben, als Einzige.
Noch am Leben, mit allen Schmerz.
Und doch nicht mehr lang.
Meine Füße gleiten hinab.
Berühren die Treppen.
Berühren die Steine.
Und es geht hinab,
denn hinab ist hinauf.
Die Treppe ins Blaue.
Die Treppe in den Himmel.
Wenn Wasser meinen Körper umspielt,
wenn meine Seele endlich ruhen darf,
umgeben vom unendlichen Blau,
dann bin ich zurück,
zurück im Himmel.
© Pamela Gelfert
04157 Leipzig Michae
gelfertpa@web.de
HIMMELSTREPPE
Langsam und vorsichtig kriecht er vorwärts. Hinter und unter ihm die Dunkelheit. Die Tiefe,
der Abgrund. Die Finsternis, der es zu entkommen gilt.
Vor und über ihm das Licht, die Verheißung. Quälend langsam schiebt er sich voran, tastend,
forschend, ob das Licht, das ihn zieht, nicht doch ungeahnte Gefahren bergen mag.
Weit war der Weg, den er schon zurückgelegt hatte. Wie eine Ewigkeit kam es ihm vor, seitseine Welt zum ersten Mal beim Öffnen seiner Augen anders gewesen war. Hatte zuvor fast
völlige Dunkelheit um ihn geherrscht, nur unterbrochen vom Aufblitzen kleiner Leuchtwesen,
Nahrung, fast der einzige Grund für ihn, überhaupt Augen zu haben ... und dann, plötzlich
und mit einem Mal, hatte er die die Augen geöffnet und das Licht gesehen und das Licht hatte
ihm die Augen geöffnet, und ihn geöffnet, für etwas anderes, für eine Weite und Größe, die es
bis dahin in seinem Leben nicht gegeben hatte. Und so hatte er begonnen, sich auf den Weg
zu machen. Mit starken Armen hatte er sich durch seinen heimatlichen Schlamm gewühlt,
vorwärts, weiter, immer weiter, nach oben, dorthin, von wo der Lichtblitz und die Erleuchtung
gekommen war. Der Schlamm war kiesigem Grund gewichen. Geschmeidig kroch er über
die Kiesel, wand sich zwischen aufkommenden Pflanzen hindurch, getrieben von dem
Gedanken, die Finsternis zu fliehen, das Licht zu erreichen. Höher und höher. Bis hierher …
Ganz langsam und sehr vorsichtig tastet er sich vorwärts. Er spürt, dass dies hier anders ist.
Den Schlamm hat er schon lange hinter sich gelassen, auch die unregelmäßigen Kiesel sind
Vergangenheit. Dies hier ist anders. Er hält inne und spürt. Er tastet. Er forscht. Dies ist Ebenmaß.
Gebrochen zwar, und doch Ebenmaß. Kroch er vor kurzem noch einen steinigen Abhang
hinauf, so ist dies hier regelmäßig. Ein Stück senkrecht nach oben, dann eine ebene Fläche.
Und wieder ein Stück nach oben, gleiche Höhe wie vorher. Und eine ebene Fläche. Er
verharrt. Er weiß, dass dies etwas bedeutet. Er weiß nicht, was es bedeutet. Es ängstigt ihn.
Und doch weiß er, dass dies der Weg ist, der Weg nach oben, der Weg zum Licht. Zaudernd
kriecht er weiter.
Geborstenes Ebenmaß. Fernes Echo der Zerstörung. Instabilität. Sein Arm greift ein loses
Bruchstück, und wie er sich daran emporziehen will, löst es sich. Scharfe Kanten ritzen seine
Haut. Gefahr! Zu viele Feinde lauern auf Zeichen von Verwundung.
Vor ihm schützende, gewohnte Dunkelheit. Rückzug. Seitlich und mit wachsamen Blicken
kriecht er in die bergende Öffnung, legt sich in eine Ecke, ganz flach auf den Boden. Er sieht
das Licht nicht mehr. Erschöpfung überflutet ihn, Gefühl von Sinnlosigkeit. Warum fliehen,
warum entkommen, seinem heimatlichen Schlamm, der vertrauten Dunkelheit? Warum Risiken
eingehen? Das Licht, was könnte es schon bieten? Warum nicht einfach zurückkriechen,
in die Dunkelheit, die Tiefe, den Abgrund? Plötzlich scheint diese Wahl verlockend. Etwas
blitzt vor seinen Augen. Das Licht? Ein Leuchtwesen. Zumindest verhungern wird er hier
nicht. Er schließt die Augen. Ruhen. Heilen. In der nächsten Periode wird er entscheiden, ob
er zurückkriecht, oder weiter, dem Licht entgegen.
Ein sachter, blasser Traum durchzieht das kleine Gehirn des Kraken, ein Traum von Verheißung
und auch von Angst. Kaum ein Gefühl hat er für Zeit. Noch nicht. Er wird sich bewegen,
wenn er geheilt ist. Wird das Licht dann noch da sein? Wie wird es sein, es wieder zu sehen?
Eine vage Sehnsucht weht durch seinen Traum. Vielleicht wird er weiterkriechen, vielleicht
zurück. Kein Gefühl hat er dafür, wie lange es dauern wird, bis er das Licht so sehen
wird wie jene Kreaturen, die diese seit Äonen überflutete Festung errichtet haben, in deren
Ruinen er in Zuflucht vor seinen Fressfeinden ruht.
© Dr. Karsten Beuchert
80686 München
kgb65@gmx.de
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052 • "Waschmaschine" © Fredi Scholze
Waschmaschine
Wucht des Wasserfalls
in der Trommel gefangen
Sklave der Technik
© Rosemarie Schuldes
64521 Groß-Gerau
rogathe@gmx.de
Schongang
Von Schmutz und Flecken überzogen,
Geworfen auf den kalten Stahl,
Ertränkt in heißen Wogen,
Wird Baumwolle gekreist wohl tausend Mal.
Zitronenschaum dringt durch die Flusen,
Umschließt Gewebe fest und rein.
Schon dreht es anders für die Blusen.
Wird euch bunten Farben nicht schwindlig sein?
Die Trommel unsichtbar gesteuert,
Erhöht sich die Geschwindigkeit.
Die Wäsche leuchtet wie erneuert.
An der Luft trocknet sie in kurzer Zeit.
Zerknittert und noch voller Falten,
Wartet sie auf dem Bügelbrett.
Für das glühende Eisen gibt’s kein Halten.
Danach ist alles wieder ganz adrett.
Doch, ach, ein Fleck auf ihrem Kragen!
Macht nichts, ist sie doch am Ziele.
Am nächsten Tag und ungetragen
Geht es wieder in die Tante Miele.
© Susanne Krawinkel
65428 Rüsselsheim
susanne@krawinkel-web.de
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Das Organisationsteam des "Jahr des Wassers 2010 in Kaufbeuren"
wünscht Ihnen viel Freude und gutes Gelingen.
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